Eines Mittags im Local Record Store: Ich durchwühlte die Independent-Ecke,
da fiel mir diese CD mit dem mysteriösen Cover (schon allein das Artwork ist seine 30 DM wert) in die Finger: "Adrenaline"
von den Deftones. O.K., hören wir mal rein.
Kopfhörer auf und das war's dann. Ein Gefühl, als verlören meine Ohren
ihre Unschuld. Ich hatte nichts derart Intensives und Energisches zuvor gehört. Ein Sound, der wie eine Springflut über dich
hinwegrollt. Auf diesem Geniestreich wechseln schnelle Harcore-Parts und fette Riffs mit leisen Passagen, erhellt durch die
leidenschaftlichen Vocals von Camillo "Chino" Moreno. Eine 50-minütige Achterbahnfahrt, die den Titel "Adrenaline" wahrlich
verdient.
Die Deftones aus der kalifornischen Hauptstadt Sacramento kennen sich von der Schule und waren zusammen in
der Skater-Szene. Anfang der 90er tourten sie solange durch die kalifornischen Clubs, bis sogar "Grandmadame Pop" Madonna
mit ihrem Maverick-Label auf die Jungs aufmerksam wurde - und zur Überraschung vieler letztlich sogar den Zuschlag bekam.
Schließlich konnte noch Terry Date (Soundgarden, Pantera) zur Produktion ihres Debuts überredet werden. Auf "Adrenaline"
folgte erst einmal ein Gastauftritt im Film "The Crow 2".
1997 erscheint "Around The Fur" und knüpft nahtlos an das
Debutwerk an: Schon allein die Opener-Single "My Own Summer (Shove It)" tritt einem entgegen, als benutze man eine Handgranate
als Wecker. Einige Radio- und Fernsehsender erkennen sogar das Potenzial der Deftones und belohnen die schöne Scheibe mit
Heavy-Airplay. Der Erfolg führt die Deftones auch auf kurze Club-Tour durch Deutschland, die ausnahmslos vor ausverkauften
Häusern stattfindet. Die nun einsetzende Deftones-Hysterie befriedigt das Quintett Moreno, Cunningham, Cheng, Carpenter und
Delgado erst im Frühjahr 2000, als "White Pony" als drittes Longplay-Werk in den Regalen liegt.
Ohne der Band die Hinwendung
zum Kommerz unterstellen zu wollen, darf getrost behauptet werden, dass die Deftones ihr eingängigstes Werk bis dato aufgenommen
haben. Die Single "Change (In The House Of Flies)" schlägt massiv ein, einige Zeit darauf feiert die Band mit dem Album gar
den unheimlichen Einstieg auf Platz 13 der deutschen Charts.
Ebenfalls zum Triumph gerät die nun durch Europa ziehende
Sommertour. Die Band spielt auf sämtlichen Festivals und steigt infolgedessen in die Korn-/ Limp Bizkit-Liga der Amibands mit auf. Hohe Ehren der Heimatstadt werden im August an die Band heran getragen:
ein Stellvertreter des Stadtoberhauptes von Sacramento überreicht Sänger Chino Moreno beim Heimspiel im Memorial Auditorium
vor ausverkauftem Haus die Schlüssel zur Stadt, worauf Moreno mit folgender Frage zitiert wird: "Und wo kommen wir mit dem
Ding umsonst rein?"
Im Oktober 2000 veröffentlichen die gefühlvollen Krawallbrüder die Single "Back To School", eine
etwas abgeänderte, härtere Version des auf "White Pony" erhältlichen Songs "Pink Maggit".
Diskographie:
2000 |
White
Pony |
1997 |
Around
The Fur |
1995 |
Adrenaline |
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